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Gute Texte schreiben: 44 Tipps von einer Journalistin und Text-Coachin

Das Bild zeigt eine abstrakte, bunte Grafik mit wellenförmigen Linien und geometrischen Formen.

Gute Texte folgen klaren Regeln. In diesem Leitfaden lernst du, wie du als Journalist oder Marketing-Redakteurin mit einfachen Änderungen dramatisch bessere Texte schreibst. Du bekommst dutzende Beispiele an die Hand – und eine Checkliste, die du dir als Merkhilfe herunterladen kannst.

Es gibt einen Satz aus meiner Zeit als Journalistin bei Spiegel Online, den ich nie vergessen werde:

💡 „Denke immer daran: Schreiben ist Handwerk. Du musst nur die Regeln kennen.“

Diese Regeln würde ich dir gerne zeigen. Sie sind meine persönliche Essenz aus rund zwei Jahrzehnten Erfahrung als Autorin und Journalistin bei Medien wie Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung Magazin und Bayerischer Runkfunk sowie meiner als Texterin und SEO-Expertin.

Für welche Texte diese Regeln gelten

Als Journalisten genauso wie als Marketing-Redakteurinnen, als Selbständige, Freiberufler und Unternehmerinnen: Wir brauchen einfach gute Texte. Die Regeln gelten deshalb mit kleinen Anpassungen ziemlich universell für fast alle Texte. 

Ich empfehle sie dir inbesondere zu nutzen für:

  • deine Website-Texte
  • deine SEO-Texte
  • Newsletter-Texte
  • Captions, Shownotes und Co. bei Instagram, Facebook, Youtube und Spotify

Die sieben Erfolgsfaktoren guter Texte

Also lass uns loslegen: Wenn du einen Text liest, der sich richtig, richtig gut anfühlt (und ja, ich sage bewusst „fühlt“), dann erfüllt er garantiert die folgenden sieben Erfolgsfaktoren guter Texte. Was diese Erfolgsfaktoren im Einzelnen ausmacht, das schauen wir uns jetzt an – natürlich inklusive konkreten Beispielen!

1. Der Kernsatz: Worum soll es in deinem Text gehen?

Nach der Kernsatz-Regel schreiben alle (ausgebildeten) Journalistinnen und Journalisten. Vielleicht hast auch du schon mal von Henri Nannens Küchenzuruf gehört. Oder vom Treppenhauszuruf. Oder davon, wie du dich mit Freunden im Wirtshaus triffst und ihnen etwas Wichtiges erzählst. All diese Geschichten beschreiben die gleiche Regel:

💡 Ein Text, ein Thema, eine(!) Kernaussage.

▶️ Beispiel für einen Kernsatz
In diesem Text geht es um die Faktoren, die einen guten Text ausmachen. Ein guter Text trägt immer auch zur SEO bei. Aber gute Texte schreiben und gute SEO-Texte schreiben sind zwei paar Dinge, auch wenn sie miteinander zu tun haben. Deshalb aber gibt es zwei getrennte Artikel. Zwei Themen, zwei Kernaussagen, unterschiedlicher Aufbau und Inhalte. Der Kernsatz dieses Textes ist „Wie du gute Texte schreibst, die Menschen begeistern“.

▶️ Praxistipp 1: So findest du deine Kernaussage
„Schreib mal was über Thema X“. Falls du für eine Firma texte schreibst oder als Journalistin für ein Medium, dann kennst du solche Aufträge vermutlich. Nur ist das halt leider keine Kernaussage. Damit du sie findest, kannst du

  • das „Thema X“ googlen.
    So findest du heraus, welcher Detail-Aspekt die Menschen daran interessiert. Das was ganz oben rankt, interessiert die Nutzerinnen und Nutzer gerade am meisten.
  • eine Keyword-Recherche machen.
    So findest du nicht nur heraus, welcher Aspekt die Menschen interessiert, sondern auch, wie viele Menschen das Thema interessiert und welche Unterthemen du in deinem Beitrag auf alle Fälle beschreiben solltest.
  • einen kurzen Leitsatz formulieren.
    So verhinderst du, dass du beim Schreiben abschweifst, letztlich einen Text über zwei verschiedene Kernsätze verfasst und damit deine Nutzer verwirrt zurücklässt. Schreibe deinen Kernsatz auf und kontrolliere nach jedem Absatz, ob das Geschriebene wirklich zum Thema passt. Mein Leitsatz für diesen Text hier lautet wie gesagt: „Wie du gute Texte schreibst, die Menschen begeistern“.

▶️ Praxistipp 2: So prüfst du, ob deine Texte eine Kernaussage enthalten
Lass jemand Neutralen deinen Text lesen. Bitte ihn anschließend, dir in einem(!) kurzen(!) Satz zu sagen, worum es in dem Text geht. Kann er das ohne langes Nachdenken, hast du dein Thema perfekt auf den Punkt gebracht. Braucht er mehrere Sätze oder muss lange nachdenken, enthält dein Text vermutlich mehrere gleich wichtige Aussagen, die eigentlich jeweils eigene Texte verdient hätten.

2. Gliederung & Überblick: So leitest du die Menschen durch deinen Text

Wenn du deine eine(!) Kernaussage definiert hast, geht es ans Gliedern. Ein gut gegliederter Text erfüllt gleich mehrere Eigenschaften, die alle guten Texte vereint.

💡 Gliedere deine Texte so übersichtlich wie möglich.

2.1. Starke Überschrift

Mach unmissverständlich klar, worum es in deinem Text geht. Prägnant, kurz und knackig.

2.2. Inhaltsverzeichnis

Hilf‘ deinen Nutzern bei langen Texten, den Überblick zu behalten.

2.3. Das Wichtigste zuerst: Der spannende Text-Einstieg

Mach’s wie Nachrichten-Journalisten. Erzähl erst das Wichtigste, dann den Hintergrund.
▶️ Beispiel: Du willst einen Text schreiben über das Paarungsverhalten Südamerikanischer Nasenbären. Du könntest in deinen Text einsteigen mit

  • einer Paarungsszene südamerikanischer Nasenbären (spannend zu lesen)
  • einem überraschenden Fakt über das Paarungsverhalte der Tiere (spannend zu lesen und wichtig)
  • der wichtigsten Info über das Paarungsritual von Nasenbären (wichtig zu wissen)

2.4. Zwischenüberschriften

Gliedere deinen Text so übersichtlich wie möglich. Das hilft deinen Nutzern, sich zu orientieren. Zwischenüberschriften leiten visuell von einem deiner Gedanken zum nächsten. Sie sagen quasi subtil: Achtung kleiner Themenwechsel, bitte bereit machen für neuen Input. Gleichzeitig helfen sie, einen Text beim Überfliegen schnell in seiner Gesamtheit erfassen zu können.

2.5. Ein Thema pro Zwischenüberschrift

Was für deinen Text gilt, gilt auch für jede einzelne Zwischenüberschrift: Eine Zwischenüberschrift, ein Thema.

2.6. Kurze Absätze

Für die meisten Texte reichen drei bis fünf Sätze locker aus. Manchmal darf es auch sogar nur ein einzelner Satz sein. Kurze Absätze vermitteln Dynamik, ein dramaturgisches Konzept und machen deinen Text auch visuell leichter konsumierbar.

3. Die Textart: Was willst du in welcher Länge erreichen?

Die Gliederung steht, in deinem Kopf kannst du deinen Text bereits vor dir sehen. Und jetzt schreibst du erst einmal munter drauflos? Stopp, mach das nicht! Werde dir bitte erst einmal klar darüber, in welche Art von Artikel du deinen Text gießen willst.

💡 Mach dir vor dem Schreiben bewusst, auf welche Art du deine Informationen am verständlichsten vermitteln kannst.

▶️  Beispiele für Artikelarten:

  • Ratgeber
  • Listicle
  • Erklärtext
  • Hintergrund
  • Infotext
  • Storytelling
  • Produkttext
  • Reportage
  • News

3.1. Welches Ziel willst du erreichen?

Jeder Text hat mindestens ein klar definiertes Ziel.. Dein Text soll etwas bewegen. Du hast deshalb ein bis zwei klar definierte Ziele im Hinterkopf. Einige Text-Profis raten sogar, nur ein Ziel zu definieren und nicht mehr. Ich sehe das etwas lockerer. Ja, dein Text darf auch mehrere Ziele haben, sofern sie sich nicht gegenseitig die Conversion streitig machen.

▶️ Beispiel
Dieser Text hat vor als erstes zum Ziel, meine Expertise und Autorität basierend auf den Googles E-A-T-Faktoren zu stärken. Als zweites möchte ich dich auf mich als Text- und SEO-Coachin aufmerksam machen. Falls du eh gerade nach einer Trainerin suchst, passt zu dir auch mein drittes Ziel: Dass du dir einen kostenlosen Beratungstermin in meinem Kalender aussuchst.

▶️ Weitere Beispiele für mögliche Ziele eines Textes:

  • Etwas verkaufen
  • Eine Reaktion auslösen (Newsletter abonnieren, Beratungstermin buchen etc.)
  • SEO-Faktoren beeinflussen
  • Marke positionieren
  • Nutzerbindung stärken

3.2. Die ideale Artikellänge

Kurz ist King, heißt es immer wieder. Lass uns das mal einordnen: Entscheidend für die ideale Artikellänge ist allein, was sich die Leser von dem Text erwarten. Die passende Artikellänge hängt deshalb eng mit der Textart zusammen:

▶️ Beispiele

  • Ein Rezept darf gern kurz sein.
  • Ein Ratgeber kann je nach Thema mal in aller Kürze Sinn machen, mal in aller Tiefe und entsprechender Länge. Wer eine Anleitung zum richtigen Ziehen seiner Balkon-Tomaten sucht, dem reichen einige Absätze aus. Wer dagegen einen Ratgeber zum richtigen Investieren in ETFs braucht, ist dir für deutlich mehr Tiefgang dankbar. 
  • Eine Pressemitteilung darf gern kuk (kurz und knackig) sein. Die meisten Journalistinnen und Journalisten haben ein Zeitproblem. Wer es in Kürze schafft, sein Thema auf den Punkt zu bringen, hat deutlich bessere Chancen überhaupt wahrgenommen zu werden.
  • Ein Newsletter kann sowohl kurz als auch lang sein. Es kommt weniger aufs Thema, als vielmehr deine Zielgruppe und deine Kommunikationsstrategie an. Die umstrittene Marketing- und SEO-Ikone Neil Patel schreibt zum Beispiel ultra kurze Newsletter mit wenigen Zeilen. Das KI-Ass und mein BR-Kollege Gregor Schmalzried liebt die ultra lange, aber trotzdem maximal übersichtliche Form. Wir bei StrategieVier sind mit unserem Newsletter auch eher von der erzählerischen Fraktion.

3.2. Es zählt allein die Qualität, nicht die Quantität

„Google braucht viel Text“ oder „Die Menschen lesen doch eh keine langen Texte mehr“. Auch so zwei Pauschalisierungen wie die mit der Kürze und der Würze, die wir ebenfalls dringend einordnen sollten.

▶️ Beispiel
Suchalgorithmen wie Google brauchen das, was Menschen wie du und ich brauchen: Verlässliche, gut recherchierte Infos von echten Experten. Unabhängig von seiner Länge ist dein Text dann perfekt, wenn er qualitativ hochwertig ist – und zwar inhaltlich, strukturell und visuell.

Das gilt übrigens (wie alles beim Texten) nicht nur für Google und SEO, sondern natürlich für alle deine Texte von der Instagram-Caption über deinen Newsletter bis zu deinen Shownotes.

4. Die Zielgruppe: Wen soll dein Text ansprechen?

So, wie jeder deiner Texte ein Ziel verfolgt, solltest du dir vor dem Schreiben auch klar machen, wen du mit deinem Text erreichen willst. Davon hängt zum Beispiel dein Schreibstil ab, aber auch die Tiefe der Inhalte.

💡 Jeder Text richtet sich an eine klar umrissene Zielgruppe

4.1. Schreib für deine Nutzerinnen und Nutzer, nicht für dich!

Wenn du mal so richtig im Flow bist beim Schreiben, kannst du schon mal vergessen, für wen du das gerade machst. Kleiner Reminder: Du schreibst nicht für dich, sondern für deine Leser! Überlege dir also, welche Infos sie wirklich brauchen (Stichwort Qualität, nicht Quantität). Am besten liest du deinen Text nach dem Schreiben (und einer Nacht dazwischen) nochmal durch und setzt im Zweifel großzügig den Rotstift an. Kill your darlings!

4.2. Wen willst du erreichen?

Dein Text richtet sich an eine Zielgruppe, enstprechend passt du deine Sprache und die Tonalität deines Textes an. Vielleicht hast du sogar eine Persona entwickelt, die dir klar vorgibt: Du, Sie, lockerer Stil, förmlicher Stil… Such’s dir aus – und dann bleibe dir treu! Damit sind wir auch gleich beim fünften Punkt:

5. Dein Schreibstil: Diese 13 Merkmale zeichnen gute Texte aus

Über Stil lässt sich trefflich streiten. Ja, einerseits. Andererseits gibt es eine Meta-Ebene, die (fast) alle Stile vereint. Ein guter Text erfüllt alle (oder zumindest die meisten) der folgenden Kriterien. Und nein, es geht hier nicht um Romantexte, deren Stil sich durchaus mal durch das genaue Gegenteil kennzeichnen kann.

💡 Schreibstil ist die Summe klar definierter Regeln guten Schreibens. 

5.1. Schreibe in einfachen Worten

Bring das Thema direkt auf den Punkt! Fasele nicht drumrum, komm nicht vom Hundertsten in Tausendste. Das verwirrt nur und macht deinen Text unnötig langatmig.

▶️ Beispiel
Sag es, wie es ist.

5.2. Schreibe prägnante Texte

Dein Text ist prägnant, wenn die Inhalte bei deinen Leser hängen bleiben. Das erreichst du mit fast allen der folgenden Regeln:

5.3. Verwende möglichst wenig Fachsprache

Fachsprache ist jedes Wort, das ein Teil deiner Leser erst googlen oder zumindest kurz darüber nachdenken müsste. Frag dich also immer: Schreibst du gerade wirklich verständlich – oder nutzt du eine firmeninterne/fachspezifische/wissenschaftliche Sprache? Übrigens: Auch ein Fachpublikum freut sich über leicht lesbare Texte.

5.4. Schreibe anschaulich

Anschaulich schreiben heißt so zu schreiben, dass beim Lesen Bilder im Kopf deines Publikums entstehen. Das erreichst du zum Beispiel so:

5.4.1. Lass Bilder in den Köpfen deiner Nutzer entstehen

▶️ Beispiel

Mach den Selbsttest. Bei welchem der beiden Texte hast du eine bessere Vorstellung von dem, was da beschrieben wird? Welcher Text packt dich mehr?

1. Die Trockenheit macht dem Land zu schaffen. Es fehlt an Wasser. 

oder

2. Die Erde ist trocken. Risse durchziehen den staubigen Boden wie Furchen die Haut eines alten Elefanten.

Klar geworden?

5.4.2. Nenne konkrete Beispiele

In diesem Texte findest du dutzende Beispiele für guten Text, explizit als solche benannt. Das musst du natürlich nicht in jedem deiner Texte so machen! Beispiele kannst du auch ganz einfach mit wie-Vergleichen einfließen lassen. Das machst du so:

5.4.3. Nutze Vergleiche

▶️ Beispiele aus diesem Artikel

  • Oder willst du, dass dein Text wie ein steifer Fach-Artikel klingt (aus Punkt 5.6.)
  • Auch ein noch so trockenes Thema hat es verdient, dass du es wie einen Rockstar behandelst (aus Punkt 7.1.1.)
5.4.4. Verwende Storytelling, wenn es passt

▶️ Beispiel: Für die Farbenfirma Lignocolor haben wir die persönliche Geschichte des Gründers in den Mittelpunkt der Über-Seite gestellt. Das liest sich dann so: „Ein Junge, eine Garage und viele Dosen, Tiegelchen und Töpfchen voller DIY-Chemikalien: Die Geschichte der Farbenmanufaktur Lignocolor beginnt neben Gartengeräten und Blumentöpfen in der elterlichen Garage von Firmengründer Marcel Prieto. Dort experimentierte er…“

5.5. Schreib im Aktiv

Vergiss das Passiv. Schreibe im Aktiv. Das ist so wichtig, dass ich darüber einen eigenen Artikel geschrieben habe: Warum du Texte immer im Aktiv schreiben solltest.

5.6. Nutze Verben, vermeide Substantivierungen

In aktiven Verben stecken die Emotionen und Aha-Momente, die Texte freisetzen können. Also nutze sie. Und mach aus ihnen um Himmels Willen keine Subjektive! Oder willst du, dass dein Text wie ein steifer Fach-Artikel klingt?

5.7. Schaffe dir handelnde Personen

Wer genau ist bloß dieser „man“, von dem wir alle immer wieder lesen?! Streich ihn bitte aus deinen Texten und ersetze ihn durch die handelnde Person, die zu deinem Text passt.

▶️ Beispiel
Schreibe „die Profi-Schreiber sind sich über diese Regel einig“ – und nicht etwas in der Art „Man ist sich über diese Regel einig in der Schreibwelt“.

5.8. Verwende Synonyme

Mach deine Sprache lebendig! Nutze Synonyme, wenn es Sinn macht.

▶️ Beispiel
Oktoberfest, Wiesn, Festzeltwiese, Theresienwiese: alles das Gleiche. Könntest du in deinem Text also alles gleichermaßen verwenden, statt zehn Mal vom Oktoberfest zu schreiben. Achtung: Wenn du das Gefühl hast, dass ein Synonym sehr gewollt und beinache absurd klingt: lass es gut sein und bleib lieber beim Original.

5.9. Setze Füllwörter gezielt ein

Im Gegensatz zu einigen meiner Kollegen bin ich durchaus der Meinung, dass Füllwörter einen Sinn haben. Also ja: Nutze sie! Aber mit Maß und an den richtigen Stellen! Warum? Füllwörter können Tempo in einen Text bringen, ihn nahbarer machen und die Authentitzität steigern. 

▶️ Beispiel
Das „durchaus“ und das „Also ja“ direkt im Absatz über diesem. Hätte ich beides auch weglassen können, klar (wieder so ein Füllwort). Verstärkt aber beides gewissermaßen (noch ein Füllwort) die Verve, mit der ich dir meine Meinung zum Thema darbiete (und macht dir hoffentlich mehr Spaß zu lesen).

5.10. Schreib, wie du sprichst

Gemeint ist damit: Verstelle nicht deine Sprache! Du willst weder dozieren noch eine technische Gebrauchsanweisung schreiben. Also verwende die Wörter, die dir als erstes in den Sinn kommen. Ums noch deutlicher zu sagen: Schreib einfach ganz natürlich frei von der Leber weg.

5.11. Mach’s kurz

Wir Menschen haben eine begrenzte Aufmerksamkeit. Blöderweise hat das Deutsche zudem oft die Angewohnheit, das Verb oder einen Teil davon erst ganz hinten zu nennen. Erst mit dem Verb aber verstehen wir den Sinn eines Satzes. Also mach’s kurz. Im Zweifel Subjekt-Prädikat-Objekt. Ergänzung kommt jetzt:

5.12. Lass das Verb nah am Subjekt

Ziehe das Verb im Satz so weit nach vorne wie möglich. Das fühlt sich anfangs merkwürdig an. Deine Leser aber werden’s dir danken.

▶️ Beispiel (aus unserem Newsletter – nicht wundern, ich erkläre SEO und das Texten manchmal mit den verrücktesten Alltags-Beispielen, hier einer Waldschabe, die ich neulich beobachtet habe):

„Jedenfalls nahm sie ihre winzigen Mundwerkzeugchen und trocknete erst einmal bedächtig ihre langen Waldschaben-Fühler. Sie zog sie zu sich herunter und durch die kleinen Mini-Zangen, von hinten nach vorne,

  • So weiterschreiben: so dass sie sie am Ende in den kleinen Greif-Zänglein hielt wie die eine Hälfte einer Schleife.“
  • Und nicht so: so dass sie sie am Ende wie die eine Hälfte einer Schleife in den kleinen Greif-Zänglein hielt.“

5.13. Wechsle den Rhythmus

Gute Texte variieren den Rhythmus ihrer Sätze. Mal lang, mal kurz, mal erzählerisch, mal informierend. Das beeinflusst auch die Emotionen, die du mit deinem Text auslösen kannst. Wenn dich das näher interessiert, lies unbedingt auch unten mehr dazu – siehe Punkt 7.1.4.

6. Logik und Stringenz: Wie rot ist dein Erzählfaden?

„Ist doch total logisch!“, hast du bestimmt auch schon mal gesagt, oder? Wir Menschen mögen es nachvollziehbar, wissenschaftlich, unbestreitbar. Logisch eben.

Gute Texte lassen keine Fragen offen. Ein Text ist gut, wenn du ihn einmal gelesen und direkt verstanden hast. Wenn du ihn dagegen mehrfach lesen musst, um ihn zu verstehen, hakt es irgendwo – und zwar meistens an den logischen Zusammenhängen (oder zu viel Fachsprache – siehe Punkt 5.2).

💡 Die Logik ist ein essentieller Teil guter Texte. 

6.1. Logische Text-Struktur und erzählerische Stringenz

Also: Ein gut gegliederter Text ist in der Regel logisch aufgebaut. Er führt seine Leser strukturiert und kausal von einem Gedanken zum nächsten und springt nicht von Thema A zu Thema B zu Thema A.

▶️ Beispiel

Dass du im Kapitel 2 über die Gliederung von Texten (siehe oben) zuerst Infos zur Überschrift bekommst, ist logisch, oder? Sie ist schließlich das erste Element in der Gliederung deines Textes.

6.2. Kausales Erklären

Logik und Kausalität gehen Hand in Hand. Erkläre, wie du etwas meinst, wenn es um komplexere Themen geht. Begründe eventuell sogar, warum du etwas schreibst. Kurz: Nimm deine Leser an die Hand, führe sie wie auf unsichtbaren Schienen durch deinen Text. 

▶️ Beispiel

Weiter oben haben ich die These aufgestellt, dass kurze Absätze ein Bestandteil guter Texte sind. Damit du das nachvollziehen kannst, habe ich auch erklärt, warum das so ist. Hier ist der Absatz nochmal:

Behauptung / These: Für die meisten Texte reichen drei bis fünf Sätze locker aus. Manchmal darf es auch sogar nur ein einzelner Satz sein. Kausale Erklärung: Kurze Absätze vermitteln Dynamik, ein dramaturgisches Konzept und machen deinen Text auch visuell leichter konsumierbar.

6.3. Setze Bindewörter ein

Lesen ist wie Reisen: Wir wollen Neues entdecken. Als Schreibende bist du die Reiseführerin, die deine Leserinnen an die Hand nimmt und sie von Satz zu Satz führt. Mit Bindewörtern können die Lesenden dir auch dann noch folgen, wenn es mal etwas komplizierter wird. Ein paar Vorschläge für Bindewörter:
Also, wenn, auch, aber, obwohl…

7. Empathisches Schreiben: Welche Emotionen löst dein Text aus?

Gute Texte machen einfach Spaß zu lesen. „Spaß“ ist in diesem Zusammenhang durchaus relativ. Auch traurige stimmende Geschichten lesen Menschen gern oder solche, die sie aufwühlen.

💡 Jeder gute Text löst Emotionen aus. Jeder. 

Welche Emotionen dein Text genau auslösen soll, solltest du dir vor dem Schreiben gut überlegen.

Wie du die Emotionen auslöst, schauen wir uns jetzt an.

7.1. Gezielt ausgelöste Emotionen

Wenn du ganz bewusst Emotionen auslösen möchtest, kannst du das mit deiner Art zu schreiben steuern.

7.1.1. Entertaine!

Ja, du liest richtig. Auch ein noch so trockenes Thema hat es verdient, dass du es wie einen Rockstar behandelst. Deine Leser werden es dir damit quittieren, dass sie deinen Text nicht nur lesen, sondern ihn gerne lesen. Am einfachsten erreichst du das, in dem du gerade heraus schreibst wie du sprichst (siehe oben, Punkt 5.2.)

Aber auch die Präsentation deines Textes kann entertainen: Grafiken, Gliederung und Bilder sind eine Einheit mit deinem Text.

7.1.2. Lass Bilder im Kopf entstehen!

Du hast das bereits oben bei den 13 (stilistischen) Merkmalen guter Texte gelesen (Punkt 5.4.). Bildstarkes Schreiben beeinflusst aber auch ganz wesentlich, welche Emotionen du mit deinen Texten auslöst. Deswegen hier nochmal der Hinweis – und ein weiteres Beispiel von oben (Punkt 6.3.) Dort habe ich geschrieben:

▶️ Beispiel

Lesen ist wie Reisen: Wir wollen Neues entdecken. Als Schreibende bist du die Reiseführerin, die deine Leserinnen an die Hand nimmt und sie von Satz zu Satz führt.

7.1.3. Zeig Lösungen auf (keine Probleme)!

Niemand will hören, dass er ein Problem hat. Und mit negativen Formulierungen ist auch keinem geholfen.

Ja, das hat auch ein bisschen mit Psychologie zu tun. Mit einer positiven Sprache bewirkst du, dass deine Leser aufgeschlossener und offener sind – und schlicht mehr Spaß beim Lesen haben.

▶️ Beispiel
Schreib lieber Wenn du diesen Artikel gelesen hast, schreibst du preisverdächtige Texte statt Nach dem Lesen dieses Artikels hast du keine Probleme mehr mit schlechtem Schreibstil

7.1.4. Spiele mit dem Rhythmus der Sprache!

Variiere den Rhytmus deiner Sätze, um auch stilistisch für Spannung zu sorgen. Mit dem Rhythmus deiner Sprache löst du subjektive Emotionen bei deinen Nutzern aus.

▶️ Beispiele

  • Lange Sätze vermitteln „da geht’s in die Tiefe, da bekomme ich Hintergrundwissen und Mehrwert“
  • Kurze Sätze assoziieren wir mit auf-den-Punkt-Infos, schnellen Aha-Momenten und klaren Ansagen
  • Aufzählungen und Ellipsen (Sätze ohne Verb) bewirken das gleiche Gefühl von schnell, zack, Infos, Danke, und Tschüss.
7.1.5. Achte auf die Rechtschreibung und Interpunktion

Mal ehrlich: wie genervt bist du von Tippfehlern, fehlenden Wörtern im Text und falsch gesetzten Satzzeichen? Siehste! Deinen Leserinnen und Lesern geht’s genauso. Also gönn‘ deinen Texten eine Extra-Korrekturrunde. Schließlich willst du ja Begeisterung auslösen – und kein Gefühl von Genervtsein.

7.1. Indirekt ausgelöste Emotionen

Auch der banalste Info-Text triggert Reaktionen, sogar dann, wenn der Autor gar nicht die Absicht hatte, mit seiner Art zu schreiben irgendwelche Emotionen zu triggern. Glaubst du nicht? 

▶️ Beispiele

  • Erleichterung, Dank, Freude: Wir finden beim Googlen endlich eine einfache, übersichtliche Anleitung zu einem komplizierten Thema.
  • Frust, Wut, Ohnmacht: Du liest einen langen Text, dessen Überschrift und Einleitung dich geteast haben. Am Ende stellst du fest: Der Text hat nicht gehalten, was die Überschrift versprochen hat. Du hast deine Zeit umsonst investiert.

Indirekte Emotionen kannst du also zum Beispiel mit der richtigen (oder falschen) Kombination von Textart und Zielgruppe auslösen (siehe oben, Punkt 3 und 4). Auch ein logischer (oder unlogischer Text (siehe oben, Punkt 6) kann solche Emotionen bewirken.

Checkliste: Alle 44 Tipps im schnellen Überblick

Der Kernsatz

1. Dein Text hat 1(!) Thema
2. Ein Leser könnte die Kernaussage deines Texte in einem kurzen Satz auf den Punkt bringen, ohne die Überschrift gelesen zu haben.

Die Gliederung

3. Die Überschrift ist prägnant, kurz, knackig.
4. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis.
5. Der Text fängt spannend und mit dem Wichtigsten an.
6. Du verwendest prägnante Zwischenüberschriften.
7. Ein Absatz, ein Thema, eine Zwischenüberschrift.
8. Du machst kurze Absätze.

Die Textart

9. Die Artikelart passt zur Zielgruppe.
10. Dein Text verfolgt ein klar definiertes Ziel.
11. Die Artikellänge passt zur Nutzer-Erwartung.
12. Der Text ist inhaltlich qualitativ hochwertig.

Die Zielgruppe

13. Du schreibst den Text für deine Zielgruppe.
14. Sprache und Tonalität passen zu deiner Persona.

Dein Schreibstil

15. Du schreibst einfache, leicht verständliche Sätze.
16. Dein Stil ist klar und prägnant.
17. Du lässt die Fachsprache stecken (oder erklärst sie).
18. Du schreibst anschaulich.
19. Du lässt Bilder im Kopf deiner Nutzer entstehen.
20. Du nennst konkrete Beispiele.
21. Du nutzt Vergleiche.
22. Du verwendest Storytelling (wenn es passt)
23. Du nutzt aktive, starke Verben.
24. Du verzichtest auf Substantivierungen.
25. Du schaffst dir handelnde Personen.
26. Du verkneifst dir das Man.
27. Du verwendest Synonyme.
28. Du setzt Füllwörter gezielt ein.
29. Du schreibst wie du sprichst.
30. Du kommst nicht vom Hundertsten ins Tausendste.
31. Du schreibst möglichst kurze Sätze.
32. Du lässt das Verb so nah wie möglich am Subjekt.
33. Du wechselst den Rhythmus deines Textes.

Die Logik und Stringenz

34. Der Text folgt einer logischen Struktur.
35. Du erzählst stringent.
36. Es bleiben keine Fragen offen (Kausalität).
37. Du setzt Bindewörter bewusst ein.

Empathisches Schreiben

38. Dein Text triggert gezielt Emotionen.
39. Du entertainst deine Leser.
40. Du schreibst bildstark (wenn es passt).
41. Deine Sprache ist positiv und präsentiert Lösungen.
42. Du wechselt immer wieder den Rhythmus deiner Sätze.
43. Du hast Rechtschreibung und Interpunktion geprüft.
44. Du weckst indirekte Emotionen.

Pro-Tipp: Nutze KI als Text-Assistenz

Ob ChatGPT, Googles Gemini oder jede andere gute KI: Die Bots sind wunderbare Sparringpartner, um gute Texte zu schreiben. Drei Vorschläge aus meinem Alltag, wie auch du sie nutzen kannst:

  • Gliederungsvorschlag erstellen: Bitte die KI vor dem Schreiben, dir eine Gliederung für deinen Text zu erstellen. Prompte sie zur Textart, zum Ziel deines Textes und zum Stil. Ich nutze die Gliederungen oft als Basis, ergänze sie aber immer um meine eigenen Ideen.
  • Überschriften-Ideen generieren: Copy-paste deinen fertigen Text ins Chat-Fenster und bitte die KI, dir 5 Überschriften-Vorschläge zu schreiben. Ich nutze oft Kombinationen aus diesen Ideen.
  • Deinen Schreibstil vereinfachen: Copy-paste deinen fertigen Text ins Chat-Fenster und bitte die KI, den Text stilistisch zu überarbeiten. Mach in deinem Prompt klar, dass die KI Verben nutzen soll, kurze Sätze schreiben und eine einfache Sprache verwenden. Diese Möglichkeit empfehle ich dir nur, wenn du sehr unsicher bist beim Schreiben. Ich selbst nutze dieses Feature nie.

Ein kleiner Datenschutz-Hinweis noch: Sei dir immer bewusst, dass deine Texte zu Trainingsdaten der KIs werden in dem Moment, in dem du sie in den Chat postest. Copy-paste deshalb bitte nur Texte, die du ohnehin für eine breite Öffentlichkeit publizieren wirst.

Fazit: So werden deine Texte richtig gut

Wenn du einen guten Text schreiben willst, dann frage dich als erstes: Würdest du selbst ihn lesen wollen? Gute Texte sind lebendige Texte, die exakt zur Zielgruppe passen. Gute Texte machen Spaß zu lesen, weil sie mit der Sprache spielen und ihren Inhalt für die Lesenden quasi en passent preisgeben. 

Ariane Stürmer

Ariane Stürmer ist S4-Mitgründerin. Als ausgebildete Journalistin, Texterin und SEO-Expertin sorgt sie dafür, dass die Websites unserer Kunden Menschen und Google überzeugen. Als Coach unterstützt sie Marketing-Abteilungen bei der Umsetzung ihres Contents.

Ariane Stürmer

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