- Michael Hohenleitner
- am
- aktualisiert 22. Januar 2024
TikTok macht immer wieder negative Schlagzeilen, aber die Nutzerzahlen steigen weiter. Weltweit nutzen rund eine Milliarde Menschen die TikTok-App. In Europa sind es rund 100 Millionen Nutzer. Auch in Deutschland erfreut sich der Dienst großer Beliebtheit: Etwa die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen nutzt TikTok regelmäßig (Quelle).
Die Frage, warum TikTok in einigen Zielgruppen inzwischen populärer ist als Google, lässt aber auch Rückschlüsse darauf zu, wohin sich Google entwickeln könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- In einigen Bereichen könnte TikTok Google als meistgenutzte Suchmaschine ablösen.
- TikTok überzeugt in vielen Bereichen durch Vertrauen und Authentizität und leicht konsumierbarem Content
- Viele der letzten Google-Updates zielen darauf ab, diese Signale auch in die Google-Suche zu integrieren.
Inhalt
Wird TikTok demnächst Google als die beliebteste Suchmaschine ablösen?
Das Thema wird kontrovers diskutiert. Das SEO-Portal MOZ kommt in seinem Artikel „Is TikTok Going to Replace Google?“ zu dem Schluss „Short answer: no“. Begründet wird dies damit, dass TikTok ausschließlich Video-Inhalte anbietet und daher nicht so breite Nutzerintentionen ansprechen kann wie Google.
Für Inhalte, bei denen TikTok eine gute Experience liefern kann, zeigt das Suchvolumen in der Google-Suche jedoch eine starke Nachfrage nach Inhalten bei TikTok:
Darüber hinaus spielt die interne Suche von TikTok eine immer wichtigere Rolle in der App.
Wie TikTok seine Suche pusht
Oft steht bei TikTok der Algorithmus im Vordergrund, der in der Lage ist, extrem passende Videos abzuspielen und die App so zu einem Rabbit Hole macht, in dem sich die Nutzer stundenlang aufhalten können.
Aber auch die interne Suche von TikTok ist nicht zu unterschätzen und rückt in der App immer mehr in den Vordergrund:
Die häufige Nutzung der TikTok-Suche geht auch am Platzhirsch Google nicht spurlos vorbei:
In einem Artikel der New York Times wird ein Googles Senior Vice President Prabhakar Raghavan folgendermaßen zitiert:
„In our studies, something like almost 40 percent of young people, when they’re looking for a place for lunch, they don’t go to Google Maps or Search. They go to TikTok or Instagram.“
Eine solche Aussage kann natürlich auch den Zweck haben, den Wettbewerbsbehörden zu zeigen, dass es im Suchmaschinenmarkt mehr Wettbewerb gibt als angenommen. Nehmen wir aber einmal an, dass die Zahlen stimmen und gehen wir der Frage nach dem „Warum“ auf den Grund.
Auch hier liefert der NYT-Artikel spannende Einblicke: Die Ergebnisse seien „leichter zu verstehen als eine Google-Suche oder ein YouTube-Video“, werden TikTok-Nutzer zitiert. Tatsächlich sind viele Content Creators auf TikTok sehr gut darin, Inhalte schnell, verständlich und anschaulich zu vermitteln.
Schnell verfügbare und konsumierbare Inhalte
Im Gegensatz zu YouTube muss auch keine Werbung vorab konsumiert werden, was die Inhalte schnell verfügbar macht. Während lange Zeit ein „holistischer“ Ansatz mit möglichst langen Beiträgen für ein gutes SEO zählte, ist für die Generation TikTok die schnelle Konsumierbarkeit der Inhalte ein wichtiger Faktor.
Learning 1: bringe deine Informationen auf den Punkt
Kurze Inhalte werden immer beliebter, auch wenn es um SEO geht:
Der Mythos von einer Mindestlänge, die ein Text haben muss, ist schon lange widerlegt. Google geht sogar mehrere Schritte weiter:
- Google testet ein Quick Read-Label für kurze Inhalte (Stand: August 2022)
- Die Mindestwortanzahl von 80 Wörtern, um in Google News zu erscheinen, gilt nicht mehr
- Durch das Helpful Content Update scheinen Inhalte, die schnell auf den Punkt kommen, Vorteile zu haben (Quelle)
Verliere dich nicht in Details, sondern bringe die Informationen auf den Punkt. Und überlege, ob ein Text wirklich das beste Content-Format für deine Inhalte ist.
Authentizität und Glaubwürdigkeit
Ein weiterer Faktor ist, dass TikTok ein sehr persönliches Netzwerk ist. Die Content Creators sind als Personen sichtbar, was für Authentizität und Glaubwürdigkeit sorgt. Ob diese immer gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt: So wurde TikTok bei 20 Prozent der Videos, die über die Suchmaschine der App gefunden wurden, bei der Verbreitung von Falschinformationen erwischt.
Dennoch: Ein Mensch, der in eine Kamera spricht und mir dabei zeigt, wie ich meine Laufschuhe richtig schnüre (siehe Video oben), wirkt auf uns authentischer als ein anonymer Text auf einer Website. Mit dem E-E-A-T-Konzept versucht Google, Website-Betreiber zu ermutigen, mehr aus der Anonymität herauszutreten.
Was ist das Konzept von Googles E-E-A-T?
Das Konzept E-E-A-T steht für „Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness“ und ist ein wichtiger Teil der Bewertungskriterien von Google für die Qualität von Inhalten im Web. Es handelt sich dabei um Richtlinien, die Google verwendet, um die Qualität von Seiten und deren Inhalt zu bewerten:
- Experience (Erfahrung): Dieser Aspekt bezieht sich darauf, wie gut der Autor eines Inhalts das Thema aus eigener Erfahrung kennt. Erfahrung bedeutet, dass der Autor reale und direkte Erfahrungen mit dem Thema hat und seine persönlichen Einsichten teilen kann, was besonders bei subjektiven Themen wichtig ist.
- Expertise (Fachwissen): Hier geht es um die fachliche Qualifikation oder das Wissen des Autors auf dem jeweiligen Gebiet.Expertise ist besonders wichtig bei Themen, die ein gewisses Maß an Fachwissen erfordern, wie z.B. medizinische, finanzielle oder rechtliche Themen.
- Authoritativeness (Autorität): Diese Komponente misst, inwieweit der Autor oder die Website als Autorität in ihrem Fachgebiet angesehen wird.Dies bedeutet, dass sowohl der Autor als auch die Website als vertrauenswürdige Informationsquellen in ihrem Fachgebiet angesehen werden.
- Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit): Vertrauenswürdigkeit bezieht sich auf die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit des Autors und der Website.Dazu gehören Aspekte wie die Genauigkeit der Informationen, die Transparenz des Autors und der Website sowie das Fehlen irreführender oder betrügerischer Informationen.
E-E-A-T ist besonders wichtig für YMYL-Websites („Your Money or Your Life“), d.h. für Websites, deren Inhalte einen erheblichen Einfluss auf das Leben, die Gesundheit, die finanzielle Stabilität oder die Sicherheit der Nutzer haben können. Google verwendet E-E-A-T, um sicherzustellen, dass diese sensiblen Themen von vertrauenswürdigen und kompetenten Quellen behandelt werden.
Boxen mit Autoreninformationen werden daher auf immer mehr Webseiten sichtbar.
Auch die Tatsache, dass TikToker seine Inhalte vor Ort produziert, trägt zur Glaubwürdigkeit bei. Wenn ich die Top-Sehenswürdigkeiten von Porto sehen möchte, kann ich sicher sein, dass der Content vor Ort produziert wurde und die Eindrücke authentisch sind:
„Sind eure Inhalte klar als fundiertes Wissen aus erster Hand erkennbar (z. B. Wissen infolge der Verwendung eines Produkts oder Dienstes oder infolge des Besuchs eines Orts)?„
Learning 2: Trete aus der Anonymität
Zeige auf deiner Website, wer für den Inhalt verantwortlich ist und warum diese Person dafür qualifiziert ist. Mache diese Informationen deutlich sichtbar.
Wenn du über Produkte oder Orte berichtest, verwende selbst erstelltes Bild- und Videomaterial, damit deine Nutzer sicher sein können, dass der Inhalt authentisch ist.
Feedback sorgt für Vertrauen
TikTok zeigt für jedes Video an, wie viele Personen es gesehen, kommentiert und geliked haben. Damit wird dem Prinzip der sozialen Bewährtheit Rechnung getragen. Dieses besagt, dass wir Menschen uns immer am Verhalten anderer Menschen orientieren.
Ein Inhalt mit vielen Zugriffen und Kommentaren hat sich also sozial bewährt und wird daher als wertvoller eingestuft. Das Feedback von anderen Nutzern spielt in jedem sozialen Netzwerk eine Rolle, aber in der Regel nicht bei Webseiten.
Learning 3: Sei Transparent
Informiere deine Nutzer über die Zugriffszahlen deiner Inhalte und zeige an, wann sie zuletzt aktualisiert wurden.
Gib deinen Nutzern auch die Möglichkeit, ein einfaches Feedback wie „Gefällt mir“ abzugeben. Das hilft dir auch zu erkennen, welche Inhalte gut ankommen und welche nicht.
Fazit
In vielerlei Hinsicht kann TikTok nicht mit Google mithalten. Der Fokus liegt zu sehr auf kurzen Videos, die innerhalb der App konsumiert werden. Außerdem hat TikTok ein klares Qualitätsproblem.
Zu viele Fake News und Clickbaiting machen TikTok eher zu einer Unterhaltungsplattform als zu einer Plattform für tiefgründige und qualitativ hochwertige Inhalte. Die Schnittmenge, in der TikTok Google tatsächlich Traffic abnehmen kann, ist also nicht allzu groß. Aber auch Google hat mit Qualitätsproblemen zu kämpfen.
Letztendlich entscheiden die Nutzer durch ihr Verhalten, wo sie ihre Zeit verbringen und wo sie recherchieren.
Von dem, was TikTok so erfolgreich macht, scheint sich Google aber einiges abzuschauen und in Konzepten wie E-E-A-T oder dem Helpful Content Update umzusetzen.
Die Zeiten, in denen sich SEO-Erfolg in Zahlen (Keyword-Dichte, Page Rank oder Textlänge) ausdrücken ließ, neigen sich endgültig dem Ende zu. Stattdessen rücken weniger greifbare Faktoren wie Authentizität und Glaubwürdigkeit in den Vordergrund.
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